Riemoblog

Altes und Neues – Blog

Riemoblog header image 2

Eisenbahngeschichte

August 26th, 2016 · Keine Kommentare

Eisenbahngeschichte Bebra

bebra_agschraubtitel

Das Thema Flucht, Grenzen und Wiedervereinigung stieß in unserer AG Schrauber/Spurensuche an der Jakob-Grimm-Schule in Rotenburg auf großes Interesse.
Wir wollten genauer erfahren, was die Teilung konkret bedeutete – für die Menschen, die bei der Bahn im Grenzverkehr arbeiteten und auch für die Menschen, die mit der Bahn über die deutsch-deutsche Grenze gereist sind. Dafür haben wir Zeitzeugen befragt und uns alte Filmaufnahmen und Bücher angeschaut, Artikel gelesen und diskutiert.

Alexander Ermel zum Projekt

Nach Sichtung der in der Schulbibliothek und im Internet zur Verfügung stehenden Materialien stellten wir fest, dass zu den Ereignissen in der Region kaum Materialien zur Verfügung standen. Allerdings standen uns Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus der Wendezeit vom November 1989 zur Verfügung, die uns sehr beeindruckten. Wir entschieden uns den Bahnhof Bebra zum Ausgangspunkt unserer erweiterten Recherche zu machen. Wir begaben uns ins Stadtarchiv der Eisenbahnerstadt, befragten Zeitzeugen und durchforsteten die Berichte in der Lokalzeitung HNA.

Heather Hetzer zum Projekt

Gerade durch die Schilderungen der befragten Zeitzeugen wurden uns viele Ereignisse von damals bewusster, zumal Geschichtsbücher sich ja kaum mit den Geschehnissen in unserem Heimatkreis beschäftigen.

Alexander Ermel vergleicht die Situation damals mit heute

Viele der damals den Bahnhof Passierenden blieben zum Leben oder Arbeiten in der Region und die Bevölkerung im Kreis wuchs zumindest für einige Jahre. Ob eine ähnliche Entwicklung sich nunmehr mit der Eröffnung einer Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Rotenburg abzeichnet?

Auch Heather Hetzer sieht Parallelen zur heutigen Situation

Nichts erinnert heute mehr daran, dass Bebra einmal ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt war, der im Kalten Krieg seine Blütezeit erlebte. Wir konnten uns das jedenfalls erstmal nicht vorstellen.

Wir wollten genauer erfahren, was die Teilung konkret bedeutete – für die Menschen, die bei der Bahn im Grenzverkehr arbeiteten und auch für die Menschen, die mit der Bahn über die deutsch-deutsche Grenze gereist sind. Dafür haben wir Zeitzeugen befragt und uns alte Filmaufnahmen und Bücher angeschaut, Artikel gelesen und diskutiert.

Bahnhof Bebra Anekdoten und Geschichten Trailer1

 

Geschichten und Anekdoten Trailer2

Wer heute den Bahnhof Bebra besucht, ahnt kaum etwas von seiner früheren Bedeutung als wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Er war ein Ort der Sehnsucht auf ein besseres Leben wie es angesichts der aktuellen Flüchtlingskrise zahlreiche Bahnhöfe und Grenzübergänge in Deutschland wieder geworden sind.

bebra_provisorium

Nicht alle konnten sich nach dem zweiten Weltkrieg vorstellen, dass die deutsche Teilung eine dauerhafte Angelegenheit werden würde, die über vier Jahrzehnte halten würde. Herbert Schmidt, der sein ganzes Leben bei der Bahn gearbeitet hat, erzählt uns vom „Geist des Provisoriums“.

Herbert Schmidt über das „Provisorium“ (Video)

Nach 1945 und der danach erfolgten Teilung Deutschlands in Ost und West war Bebras Bahnhof einer von sieben Übergangspunkten in die Sowjetzone und später in die DDR. Für die einen ein Ort der Sehnsucht, für die anderen – nach Osten Reisenden – Ausgangsstation für eine Reise ins Ungewisse, die Beklemmung und Angst vor Schikane und Willkür auslöste.

bebra_personenreiseverkehr

„Der Interzonenverkehr zwischen Deutschland West und Deutschland Ost bestimmte für Jahrzehnte mit prägenden Eindrücken das Leben der Menschen, die die Verbindungen nach „drüben“ nicht abreißen lassen wollten.
Viele erlebten die bestehende Grenze, wie immer sie auch genannt wurde, als Beklemmung und Bedrohung. Typisch für das Empfinden der Reisenden war die Totenstille in den Zügen während der Grenzkontrollen.“
(
Aus dem Vorwort des Buchs „Interzonenverkehr Bebra – Eisenach“ von Dieter Schuster-Wald)

Der ehemalige Zollbeamte Werner Brückner zur Stimmung (Video)

Der ehemalige Grenzbeamte Werner Brückner erklärt, dass in Zügen aus der DDR bei der Grenzkontrolle in Bebra „eine gewisse Unruhe herrschte“. Viele der Reisenden aus der DDR waren zuvor noch nie ins Ausland gereist.

grenzkontrollstelle_bebra

Wer von der DDR aus in den Westen reisen durften, konnte nicht viel Geld umtauschen und mitnehmen. Die DDR hatte einfach nicht genügend Westmark (sogenannte Devisen), um das Geld 1:1 umzutauschen. Mitte der 80er Jahre ging es der DDR wirtschaftlich so schlecht, dass Reisende nur noch 15 Mark West mitbringen durften. So waren die DDR-Besucher auf die finanzielle Hilfe der Westverwandtschaft angewiesen.
Hessenschau-Beitrag vom 16. Juli 1984 (hr-Archiv):

Bericht der Hessenschau von 1984 (Video)

Über den Bahnhof Bebra kamen sowohl Besucher aus der DDR, aber auch Umsiedler: Menschen, die nicht mehr in der DDR leben wollten. Und dafür bereit waren, alles zurück zu lassen. Ohne Aussicht auf Rückkehr.

Hessenschau-Bericht von 1987 (Video)

Hessenschau-Beitrag vom 25. August 1987 (hr-Archiv)

Herbert Schmidt schildert sehr bildhaft, woran man erkennen konnte, dass die Reisenden aus dem Osten erleichtert waren, als sie endlich die DDR-Grenze passiert und im Osten angekommen waren.

Herbert Schmidt (Video)

 

bahnklo

Um die Aussage von Herbert Schmidt richtig zu verstehen, muss man wissen, dass früher die Toiletten der Züge Plumpsklos waren. Zog man den dafür vorgesehenen Hebel, so fiel das „Geschäft“ einfach auf die Gleise. Deshalb durfte man eigentlich auch nicht in Bahnhöfen auf die Toilette gehen, sondern nur auf freier Strecke... (Foto: Deutsche Bahn Stiftung)

bebrastrecke1

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Teilung Deutschlands in Besatzungszonen wurde auch der Bahnverkehr geteilt. Die später „Eiserner Vorhang“ genannte Grenzlinie zwischen der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und den Westzonen zerschnitt auch 47 innerdeutsche Bahnstrecken. Die östlichen und die westlichen Besatzungsmächte gründeten jeweils eigene Bahnbetriebe.

Das geteilte Berlin mit den dortigen westlichen Zonen musste versorgt werden. Es begann der Güter- und später auch der Personenverkehr zwischen den west-östlichen Zonen. Daraus entstand der sogenannte Interzonenverkehr mit Bebra als wichtige Drehscheibe für die Interzonenzüge.

Vorrangig war zunächst der Güterverkehr. Die Menschen durften direkt nach dem Krieg ihre Zone nicht mit den Zügen verlassen. Es wurden von den Siegermächten Reiseverbote erlassen und nur wer einen Passierschein hatte durfte reisen. Die riesige Flüchtlingsbewegung nach dem Krieg war logistisch kaum zu bewältigen. Zur Umsiedlung von wurden auch offene Güterwaggons verwendet.

Während der Berlin-Blockade von April 1948 bis Mai 1949 wurden die Ost-Westverbindungen gekappt und erst danach rollte wieder der Interzonenverkehr, der diesen Namen auch nach Gründung der beiden deutschen Staaten behielt. Im Jahre 1956 etwa reisten über 1 Million Menschen per Interzonen-Reiseverkehr über den Bahnhof Bebra.

Selbst der Mauerbau ab 1961 änderte daran nichts. Man unterschied zwischen „Interzonenzügen“, die Westberlin nicht anfuhren und unterwegs auch auf DDR-Bahnhöfen anhielten und „Transitzügen“, die ohne anzuhalten direkt nach Berlin fuhren. Bei der Aus- und Anreise wurden langwierige, oft schikanöse Kontrollen von den DDR-Behörden durchgeführt, ein Mindestumtausch von D-Mark in DDR-Mark kam ebenso hinzu wie die Pass- und Visumpflicht. DDR-Bürger – außer Rentner – erhielten nur in Ausnahmefällen ein Visum.

Herbert Schmidt zur Situation nach dem Mauerbau (Video)

bebra_schikane

Stadtarchivar Kehm zum Streckenverlauf (Video)

Stadtarchivar Kehm erklärt den Streckenverlauf zwischen Ost und West.

Herbert Schmidt zu den Grenzkontrollen (Video)

Herbert Schmidt erklärt uns, mit welchem Aufwand es verbunden war, als Lokführer zwischen dem Westen und dem Osten hin- und herzufahren.

Die meisten Westbürger, die ihre Verwandten im Osten besuchen wollen, klagen über ein flaues Gefühl in der Magengegend. „Sie mussten bereits bei der Passkontrolle in Bebra ihre Westzeitungen zurücklassen“, erzählt Zeitzeuge Hans Möller, ehemaliger Stadtarchivar in Bebra. Hans Möller: „Je näher die Grenzbahnhöfe Wartha und ab 1963 Gerstungen rückten, desto stiller wurde es in den überfüllten Abteilen. Die Menschen hatten Angst vor den Schikanen der Zöllner und ihrem rüden Umgangston.“

Diese besondere Streckenführung im Grenzgebiet mit mehreren Grenzübertritten auf beiden Seiten bot Möglichkeiten zur Flucht; unsere Zeitzeugen haben uns mehrere Geschichten darüber erzählt. Der ehemalige Lokführer Manfred Gollmer berichtet vom Fall eines Volkspolizisten (VoPo) aus der DDR.

Lokführer Manfred Gollmer:

Lokführer Manfred Gollmer zu den Grenzkontrollen (Video)

Insgesamt gibt es zu dieser Zeit fünf Interzonenverbindungen über Bebra nach Berlin, Leipzig und Weimar. Sie vermitteln „Hoffnung – fünfmal am Tag“, wie es in einem Dokumentarfilm von Hans-Dieter Grabe aus dem Jahr 1966 heißt. Von den rund 7000 Bebranern arbeiteten damals etwa die Hälfte bei der Bahn. Und auch für die umliegenden Gemeinden war die Bahn der wichtigste Arbeitgeber. Viele traten ihren Dienst auch bei der Grenzabfertigung, beim Zoll, der (Bahn)Post, beim Zoll oder beim örtlichen Bundesgrenzschutz an.

Lokführer Manfred Gollmer über Fluchtversuche:

Manfred Gollmer zu Fluchtversuchen (Video)

Ludwig Zindler (ehemaliger Lokführer) berichtet über einen Fluchtversuch:

Lokführer Ludwig Zindler über einen Fluchtversuch (Video)

Natürlich waren West-Ost-Kollegen-Gespräch nicht unmöglich, zumal auf der Westseite der Grenze. Allzu freundliche Reichsbahner der DDR gerieten bei den Westkollegen allerdings in Verdacht, beim DDR-Geheimdienst (der Stasi) zu sein. Manfred Gollmer erinnert sich an einen besonderen Fall.

Manfred Gollmer über Bespitzelung durch die „Stasi“:

Lokführer Manfred Gollmer über die Stasi (Video)

Ministerium für Staatssicherheit

Ministerium für Staatssicherheit der DDR (kurz MfS oder umgangssprachlich Stasi), auch Staatssicherheitsdienst (SSD), war der Inlands- und Auslandsgeheimdienst via WikipediaWikipediavia Wikipedia ein

Herbert Schmidt über seine Erfahrungen mit der Stasi:

Herbert Schmidt und die Stasi (Video)

Bespitzelungen und Schikane – die DDR setze viele Mittel ein, um es den West-Bahnern schwer zu machen.

Ludwig Zindler über Bespitzelung:

Ludwig Zindler über Bespitzelung (Video)

Mit der neuen Außenpolitik der Bundesregierung unter Willy Brandt ab 1970 kam es zu Reiseerleichterungen zwischen den beiden deutschen Staaten. Bei den ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen 1970 wird hier zunächst der Regierungssonderzug von Bundeskanzler Brandt nach Erfurt und zwei Monate später der des DDR-Ministerratsvorsitzenden Willi Stoph nach Kassel abgefertigt. Mit den deutsch-deutschen Verkehrsvertrag von 1972 trat auch ein Eisenbahngrenzübereinkommen in Kraft und der Bahnverkehr intensivierte sich wieder.

bebra_rappelvoll

Mit der Grenzöffnung der DDR im November 1989 erfolgte ein Ansturm von täglich 30.000 Reisenden, die in Bebra Station machten. Keine Atempause konnten die Bebraer Bundesbahner in den ersten Wochen der Grenzöffnung machen. Sie mussten Sonderschichten fahren. Lange Schlangen standen vor den Fahrkartenschaltern, die Bahnsteige waren rappelvoll und auch in der Stadt Bebra nutzten DDR-Bürger die neue Reisefreiheit für Einkäufe in der Innenstadt.

Zollbeamter Bernd Holzhauer zur Stimmung der DDR-Bürger 1989:

Zollbeamter Bernd Holzhauer zur Stimmung 1989 (Video)

Bebra war der erste größere Haltepunkt im Westen. Winkend und aufgeregt starrten sie aus den trotz beißender Kälte weit geöffneten Zugfenstern. Viele verließen bereits hier den Zug, um am Grenzbahnhof den unbekannten Westen zu erkunden.

Scannen0085

Aufsichtsbeamter Georg Brand erinnert sich (Audio)

Georg Brand berichtet vom Reiseverkehr in Bebra, „der kaum zu bewältigen war“. Reisende konnten in sich dort ein sogenanntes Begrüßungsgeld abholen: 100 D-Mark gab es für jeden DDR-Bürger, der rüber kam.

Aufsichtsbeamter Georg Brand (Video):

Aufsichtsbeamter Georg Brand zur Situation 1989 (Video)

Die Züge, die aus der DDR nach Bebra kamen, waren vollkommen überfüllt. Von bis zu 500 Prozent Überbelegung ist dabei die Rede.

Scannen0094

Schalterbeamter Martin Windolf war überrascht vom Ansturm

Schalterbeamter Martin Windolf über den Ansturm (Video)

Martin Windolf erinnert sich (Video)

schalterkillmerhorst

Ein Arbeitskollege von Martin Windolf – Horst Killmer(t) – im November 1989.

Scannen0095

Schalterbeamter Martin Windolf erinnert sich:

Martin Windolf zu den Ereignissen auf Gleis 4 (Video)

Scannen0097

Aufsichtsbeamter Georg Brand zu der Situation im November 1989:

Georg Brand zur Situation auf den Bahnsteigen (Video)

Scannen0097

 

Zollbeamter Bernd Holzhauer erinnert sich:

Zollbeamter Bernd Holzhauer erinnert sich (Video)

Großes Gedrängel herrschte auf den Bahnsteigen und Unterführungen. Auf dem Weg zur Stadt hatten sich bereits fliegende Händler aufgebaut, die Bananen anboten.

bebrawende_024

bebrawende_033

bebrawende_035

Doch nicht jeder der Ankommenden verfügte über Westmark. Für die meisten galt es, das Begrüßungsgeld abzuholen. Bereits auf Gleis 8 bestand die Möglichkeit 100 Mark unter Vorlage und Eintrag eines Stempels in den Pass abzuholen. Dort bildeten sich lange Schlangen und auch vor Bebras Hauptpostamt stauten sich die Massen.

bebrawende_036

bebrawende_057

 

bebrawende_058

 

Scannen0017

Scannen0028

Scannen0080

Die Stimmung war gut. Bebras Bürger waren gekommen, führten Gespräche und boten den Wartenden warme Getränke an. Im Rathaus und in der Bahnhofsmission war es wärmer und gemütlicher.

 

Scannen0089

Heiße Getränke und Speisen gab es in den Räumen der Bahnhofsmission Bebra aber auch im Rathaus der Eisenbahnerstadt.

 

Scannen0090

Warme Getränke und Häppchen teilt hier Kurt Borschel (t) im Rathaus Bebra an die Besucher aus der DDR aus.

rathausborschelkurt

Scannen0097

Scannen0101

Scannen0103

Sicher war die Freude über das Ereignis groß und die spontane Hilfsbereitschaft ernst gemeint. Doch gab es auch Eigeninteresse und Gewinnsucht. So kolportierten Kritiker etwa, dass ein Metzgermeister seine Schweine günstig im Nachbarland Thüringen einkaufte und die Fleischwaren zu Westpreisen vertrieb. Doch bald nutzten auch Westler den „kleinen Grenzverkehr“  zur Shoppingtour im Osten. Porzellan, günstige Lebensmittel, Gartengeräte, Kleinkrafträder und natürlich billiges Benzin waren die Renner.

 

 

Scannen0104

Scannen0113

bebraeisn 002

Scannen0120

Scannen0121

Doch zuvor stand den Angereisten der Sinn nach Konsum. Bebras Geschäftswelt nutzte die Gunst der Stunde, verlängerte die Geschäftszeiten, stellte die Auslagen bis auf die Straße und versuchte die Menschen in die Geschäfte zu locken. „Wenn unsere das doch nur fertig gebracht hätten“, äußerte ein Thüringer, der staunend vorm Schaufenster des wahrlich nicht üppigen Angebots des NKD in der Nürnberger Straße in Bebra stand. Das Kaufhaus Schumann in der Eisenacher Straße erlebte einen Boom und konnte Waren, die gemeinhin als Ladenhüter galten noch losschlagen. Bei Spielwaren Weineck in der Bahnhofstraße waren es die Jüngeren der Zugereisten, die das Geschäft blühen ließen.  Südfrüchte, Nippes und vor allem günstige Elektrogeräte wie Walkmen waren die Renner und die 100 Mark waren rasch aufgebraucht. Da traf es sich gut, dass es Kaffee und Kuchen im Rathaus und in der Bahnhofsmission umsonst gab.

bebrawende_042

Rotenburgs Geschäftswelt blickte ein wenig neidisch nach Bebra, wo die meisten Reisenden stoppten. Der Bürgermeister Rotenburgs organisierte mit der Vereinigung Handel Handwerk und Gewerbe einen Busverkehr vom Bebraer Bahnhof zum Willkommensfest für DDR-Bürger in der Fuldastadt. Das fand sein Amtskollege in Bebra gar nicht gut. Er baute sich vor den Rotenburger Bussen auf, diskutierte mit den Fahrern und versuchte die Zusteigenden zu bewegen, in Bebra zu bleiben. Wer es dann doch bis in die Fachwerkstadt schaffte, konnte dort den Einkaufsbummel erledigen und wurde unter anderen im Bonhoeffer-Haus mit Kaffee und Kuchen bewirtet.

Unter den Gästen war auch eine achtköpfige Familie aus der DDR. Sie hatte noch keinen Eintrag im Pass und war somit berechtigt insgesamt 800 DM entgegen zu nehmen. Kurz darauf erinnerte sie sich, dass sie bereits im Frühjahr im Westen zu Gast war und damit auch keinen Anspruch auf das Geld hatte. Die acht kehrten um und reichte es dem verdutzten Stadtbediensteten wieder zurück.

bebrawend0004

 

bebrawend0010

Aufsichtsbeamter Georg Brand berichtet über Zugverstärkungen (Video)

Lokführer Manfred Gollmer

Lokführer Manfred Gollmer erinnert sich (Video)

Georg Brand über „eine etwas bittere Begebenheit“ (Video)

Die Glücksgefühle und allgemeine Euphorie nach der Wende 1989/90 beschreibt Ludwig Zindler, der als Lehrlokführer einen ICE von Bebra nach Leipzig und zurück lenkte:

Ludwig Zindler über seine Gefühle (Video)

 

Der Bahnhof Bebra hat seine einstige Bedeutung weitgehend verloren. Die Eröffnung der Nord-Süd-Magistrale 1991 ließ den Bahnhof weiter schrumpfen. Mit dem Bau und der Inbetriebnahme der Hochgeschwindigkeitsstrecke Hannover – Göttingen – Kassel – Fulda – Würzburg wurde nach und nach fast der gesamte Fernverkehr auf diese Strecke verlagert. Regionaler ICE-Haltepunkt ist nunmehr Bad Hersfeld bzw. Fulda. Seit 1995 rauschen die Schnellzüge in Ost-West-Richtung über die „Berliner Kurve“ am alten Eisenbahnknotenpunkt vorbei und auch der einst riesige Rangierbahnhof mit dem großen Ablaufberg ist unbedeutend geworden.

Beamte und Angestellte, die von der Existenz Bebras als Grenzbahnhof lebten, haben ihren Arbeitsplatz verloren. Die Dienststellen von Grenzschutz und Zoll wurden abgebaut und auch bei der Post blieben nur noch wenige Arbeitsstellen erhalten.

Tage im November 1989

Tage im November (Diashow)

Umfrage zur Wende 1989

Umfrage zur Wende 1989 (Video)

Sabine Flegel zur Wende und ihrer Zeit in der DDR (Audio)

Sabine Flegel berichtet über Gründe zur Flucht aus der DDR (Video):

Sabine Flegel zu ihren DDR-Erfahrungen (Video)

Ausblick:

Am 26. Juni 2015 wurde der neue Bahnhof Bebra offiziell eingeweiht. Bereits im Jahre 2002 fanden erste Planungsgespräche zwischen der Deutschen Bahn AG, der Stadt Bebra und dem Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) über die Modernisierung des Bebraer Bahnhofs statt.

Die Gesamtinvestition beträgt 16 Millionen Euro. Die Kosten teilten sich die DB Station & Service AG (6,4 Millionen Euro), die Stadt Bebra (1,3 Millionen) der NVV (eine Million) und das Land Hessen förderte mit 7,3 Millionen Euro. Rund 5500 Quadratmeter Bahnsteigfläche wurden saniert. Es gibt nunmehr nur noch fünf Bahnsteige mit drei Aufzügen und einem behindertengerechten Zugang.

Der ehemalige Lokschuppen soll in das Gesamtkonzept integriert werden und die Tradition Bebras als Eisenbahnerstadt aufzeigen.

planskizze_bahnof_bebra

Der Bahnhof Bebra im Juli 2015:

Der Bahnhof Bebra im Jahr 2015 (Video)

Ein kurzes Fazit zur Umsetzung des Projekts

Heather Hetzer nennt Probleme bei der Umsetzung des Projekts

 

Rückblick vor 1945

Arbeiter an der Umgehungsbahn "Berliner Kurve" um 1914

 
Eisenbahngeschichte1 (mp3-Datei)
Eisenbahngeschichte Einführung eisenbahngesch1
Eisenbahngeschichte Brühlstraße (mp3-Datei)
Am Beispiel der Brühlstraße in Bebra-Weiterode – vor dem Zuzug von Eisenbahnern und dem Bau von Eigenheimen ein eher sumpfiger Wiesengrund – soll dargestellt werden, wie immer mehr Menschen sich in der Nähe des Bahnhofs niederließen. Sie fanden Arbeit bei der Bahn, die einen bescheidenen Wohlstand für die Bewohner schuf.
Eisenbahngeschichte am Beispiel der Brühlstraße in Bebra-Weiterode
Eisebahngeschichte Brühlstraße Fortsetzung (mp3-Datei)
Eisenbahn und Nebenerwerbs-Landwirtschaft
 Ein Eisenbahner als Nebenerwerbs-Landwirt (Stummfilmsequenz 1955)

 

Aus den Erinnerungen von Adam Tann (mp3-Datei)
Arbeitsleben und Alltag auf dem Bahnhof in Bebra

 

Tags: Allgemein

0 Antworten bis jetzt ↓

  • Es gibt keine Kommentare bis jetzt...Trete Sachen weg, die vom Formular runterfallen.

Hinterlasse ein Kommentar